Kreistag Straubing-Bogen erneuerte am Dienstag seinen Grundsatzbeschluss – Alternative Wagenmotorfähre
Stephansposching. Der Landkreis Straubing-Bogen kommt mit der Ersatzbeschaffung für die im April gesunkene Donaufähre nicht zügig voran. Am Dienstag erneuerte zumindest der Kreistag Straubing-Bogen mit deutlicher Mehrheit seinen bereits im Juni gefassten Beschluss, so schnell wie möglich eine neue Fähre zu beschaffen, auch wenn sich die Kostenschätzung mittlerweile auf 615000 Euro verdoppelt hat. Mitunter ist ein Grund, dass dieZentralstelle Schiffsuntersuchungskommission (ZSUK) in Mainz eine Neuberechnung und damit auch einen Neubau der Hochseilanlage, die erst vor wenigen Jahren erneuert wurde, fordert. Bereits am Freitag wird der vom Landkreis hingezogene Sachverständige, Dr.-Ing. Dieter Urmann zusammen mit der Tiefbauverwaltung des Kreises und einem Ingenieurbüro in Mainz bei der ZSUK die weitere Vorgehensweise beraten.
Die Straubinger Kreisräte haben ihren Beschluss am Dienstag allerdings mit einem "Hintertürl" gefasst. Nur, wenn die neue Gesamtanlage mit vertretbarem Aufwand hergestellt und betrieben werden kann, soll die Verwaltung die erforderlichen Schritte für die Herstellung einer neuen Gierseilfähre mit Neubau der Hochseilanlage in die Wege leiten.
In der zur Sitzung vorgelegten Beschlussvorlage verwies Dieter Urmann aber auf die aktuellen Vorschriften für Gierlseilfähren: "Diese sind sehr umfangreich und lassen Zweifel zu, dass eine solche Fähre mit vertretbarem Aufwand hergestellt und in Betrieb genommen werden kann", heißt es dort.
Von der Alternative, die alte Fähre umzubauen (Aufsetzen eines Stahldecks und Einbau von Schotten, um wasserdichte Abteilungen zu bekommen), riet Urmann ab. Die Kosten (auch hier brauche man eine neue Hochseilanlage), würden bei rund 500000 Euro liegen, aber die technischen Risiken seien hoch.
Dritte Alternative wäre der Ankauf der freifahrenden Wagenmotorfähre Martin Schenk von den Stadtwerken Kleve/Niederrhein, deren Wasserstrahlantriebe durch Schottel-Ruderpropeller ersetzt werden müssten. Kostenschätzung für Kauf und Umbau: 400000 Euro. Die Fähre war bis zum 31. März 2016 zur Verbindung von Kleve mit dem Ortsteil Schenkenschanz im Einsatz, wurde aus Sparzwängen nach heftigen Diskussionen stillgelegt. Am Griethauser Altrhein war die 2002 für eine Traglast von 21 Tonnen gebaute Fähre seit dem 29. Januar 2003 im Einsatz. Der Start verlief nicht gut: 880 Tage nach der Jungfernfahrt stellten die Betreiber, die Stadtwerke fest, dass die Fähre an 250 Tagen am Ufer lag, wegen Niedrigwasser, Antriebsproblemen oder weil Deckplatten gerissen waren. Den Streit über die Kosten führten den Hersteller der Firma und die Stadtwerke Kleve, so berichtete die Rheinische Post, vor Gericht. Nach einem Unfall wurde die zulässige Tragkraft zudem auf maximal 7,5 Tonnen begrenzt.
Die neue Fähre sollte aber, so hatte es der Kreistag Straubing-Bogen bereits im Juni beschlossen, eigentlich auf 20 Tonnen Traglast ausgelegt werden und damit deutlich mehr transportieren können, als ihre Vorgängerin. Diese war am 19. April bei einer Überfahrt mit einem Traktor samt Anhänger sowie einem Transporter in der Donau untergegangen.
Vier Kilometer trennen die Ortsmitte von Mariaposching von der Ortsmitte von Stephansposching, wenn die Fähre im Einsatz ist. Der Weg von Mariaposching über Deggendorf nach Stephansposching ist hingegen ohne Fähre rund 29 Kilometer lang, über die Donaubrücke Bogen ist es ein Kilometer mehr, dafür spart man sich aber den Deggendorfer Stadtverkehr.
Landwirte kaumnoch angewiesenAllein diese Zahlen verdeutlichen, wie sehr nicht nur Radfahrer auf die neue Donaufähre warten, sondern auch Berufspendler usw.. Bei den Landwirten ist das Problem nicht ganz so drängend. Ihre Fahrzeuge sind zwar nicht die schnellsten, da kommen für den Hin- und Rückweg schnell zwei Stunden Mehrbelastung zusammen – aber es ist nur ein theoretisches Problem. Denn praktisch ist auf Stephansposchinger Seite nur noch ein Landwirt davon betroffen. Albert Ebner aus Steinfürth bewirtschaftet vier Hektar auf der Mariaposchinger Seite. Zehn Mal im Jahr muss er dafür hin und her, jeweils gehen zwei Stunden Zeit durch die fehlende Fähre verloren. Die Fläche auf der anderen Donauseite gehört schon seit "30, 40 Jahren" zum Betrieb. Früher waren es Wiesen, da man aber schon lange keine Tiere mehr halte, so Ebner, nutzt man die Fläche für den Ackerbau.
Rein theoretisch hätte auch Robert Fischer aus Rottersdorf das gleiche Problem wie Albert Ebner. Hat er aber nicht, weil es für ihn einen "Glücksfall" gab. Sebastian Hilmer, ein Wischlburger, heiratete auf die andere Donauseite, ist seither in Sagstetten zu Hause. Und weil der eine zehn Hektar, der andere acht Hektar auf der jeweils anderen Seite hat, kooperieren beide bereits seit Jahrzehnten. Fischer bearbeitet Hilmers Fläche, Hilmer die von Fischer. Und damit alles seine Ordnung hat, sind die Flächen gegenseitig gepachtet.
Bleiben noch die vier bis fünf Waldbauern, die Besitz auf der Mariaposchinger Seite haben. Sie konnten bisher die Fähre meist nur zur Überfahrt nutzen. Für die Rückfahrt war die Traglast der alten Fähre nicht ausreichend. In diesem Winter werden die Waldbauern nun die fast 30 Kilometer Strecke zu ihren Einsätzen umfahren müssen.